Berlin, Rotes Rathaus, Unentdecktes Land auf der antifaschistischen Kundgebung vom 17. Januar 2024 

Berlin, Bundestag, Unentdecktes Land auf der antifaschistischen Kundgebung vom 20. Januar 2024 


Unentdecktes Land in Leipzig 

 

T  A  G  E   I  N   L 

Aktion gegen die deutsche Kriegspolitik & Ausstellung zur Geschichte der DDR - 2. bis 3. Oktober in Leipzig 

 

Im März 1990 hielt der Schriftsteller und jüngste DDR-Bürger Ronald M. Schernikau eine Rede vor dem Kongress der Schriftsteller der DDR. In dieser wies er jene Autoren, die mehr oder weniger in der Illusion über eine „friedliche Wiedervereinigung“ dem Ende ihres Staates zuschauten auf Folgendes hin: 

„Am 9.November 1989 hat in Deutschland die Konterrevolution gesiegt. Ich glaube nicht, dass man ohne diese Erkenntnis in der Zukunft wird Bücher schreiben können.“ 

Noch 1989 hatte Schernikau wohl als Letzter die Staatsbürgerschaft der DDR beantragt und erhalten. In seiner Studienzeit in Leipzig erlebte er die „friedliche Wiedervereinigung“, seine Abschlussarbeit veröffentlichte er auch deswegen unter dem Titel Tage in L.


1979 verleiht der Weltfriedensrat der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik den Titel „Stadt des Friedens“. Die Friedenstaube ist einem Entwurf Pablo Picassos nachempfunden und wurde später aus Anlass der Verleihung an der Häuserwand am Eingang des Berliner Nikolaiviertels angebracht.

 

Gegen den Krieg?

 

Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen – die Kriege samt den daraus resultierenden humanitären Katastrophen in diesen Staaten sind in den Medien und Regierungsverlautbarungen nicht präsent. Das millionenfache Leid der Kriegsopfer dort ist kein Thema hier. Kein Klagen schon im Frühstücksfernsehen über Tod und Leichen auf den Straßen dort. Wo liegt denn Jemen…? 

Niemand kam und kommt auf die Idee, jene Mächte anzuklagen, die den Nahen Osten in Schutt und Asche verwandeln, dort zerstörte Brachen und unfassbares Leid zurücklassen. Auch als die BRD 1999 Jugoslawien angriff und jenes Völkerrecht zum Teufel bombte, das heute so hoch herhalten muss, zog keiner Strafsanktionen auch nur in Betracht. Niemand kam und kommt auf die Idee, Deutschland für seinen Angriffskrieg mit einem Wirtschaftskrieg zu bestrafen, denn Krieg ist offensichtlich nicht gleich Krieg. 

Der aktuelle Krieg, von dem alle reden, unterscheidet sich von den vielen anderen, beschwiegenen dadurch, dass der Krieg in der Ukraine in großen Teilen nicht im bundesdeutschen Interesse ist, sondern ihm zuwiderläuft. All das plötzliche Wutgeschrei über Krieg und Waffengewalt dort ist nützliche Tarnfarbe auf bundesdeutschen Hochrüstungsaktivitäten hier.

 

 

Wenn die Oberen vom Frieden reden, 

sind die Gestellungsbefehle schon geschrieben

 

Von ihren Kriegen redet die deutsche Regierung erfolglos vernebelnd vom „humanitären Einsatz für das Menschenrecht“, einem „Frieden“ und „Deutschlands Sicherheit“.  Das alles wird seit gestern auch am Hindukusch(1) verteidigt und heute in der Ukraine. 

Berge von deutschen Waffen braucht dieser „Frieden“ und ein deutsches Aufrüstungsprogramm gegen den „Feind an der Ostflanke“(2). Das größte seit dem letzten weltumspannenden deutschen Krieg gegen den „Feind im Osten“. Diesen „Feind“ müssen wir ruinieren(3), kommandiert die Außenministerin, und Europa müssen wir militärisch führen, kommentiert die Kriegsministerin.(4) Wer widerspricht, ist aus der Zeit gefallen, sagt der Bundeskanzler.(5) Spielraum für diplomatische Lösungen gebe es da nicht, wissen die „Fachleute“ der Bundeswehr.(6) So ist die Abschreckung Russlands(7) gefordert, seines Präsidenten. Der ist laut Handelsblatt ein Faschist(8), der, wie die FAZ berichtet, einen Vernichtungskrieg führt.(9) Mit frappierenden Gemeinsamkeiten mit Hitler, warnt der Spiegel.(10)

 

Kein militaristisches Getöse in diesem Land, das nicht einher geht mit der Relativierung und Verharmlosung des deutschen Faschismus und seiner singulären Verbrechen. Ein Zweiklang, er ist die Ouvertüre zum dritten Anlauf. Nie ging es darum, einen Krieg zu verhindern oder zu beenden, sondern darum, ihn zu gewinnen und neue zu führen, auch wenn es den letzten Ukrainer das Leben kostet.

 

 

Wenn der Krieg kommt, wird sich vieles vergrößern.

 

Es wird größer werden der Reichtum der Herrschenden:

 

Auftragsrekord für die deutsche Industrie, Chemiekonzerne wie Henkel und ein weiteres Dutzend DAX-Unternehmen erhöhen die Gewinn-Prognosen. Daimler profitiert von steigenden Autopreisen, Vermieter von steigenden Mieten. Was den kleinen Unternehmen den Bankrott einbringt, macht die Großen größer: Durch die steigenden Energiepreise erhöhte RWE seinen Gewinn 2022 um 54 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro, ähnlich geht es E.ON. Alle europäischen Mineralölkonzerne haben ihre Gewinne durch den Ukraine-Krieg vervielfacht oder mindestens verdoppelt. Mit der „Zeitenwende“ des Bundeskanzlers stieg die Aktie des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall um 90 Prozent. Allein der Bestelleingang der Artillerie- und Munitionssparte verfünffachte sich auf 1,1 Mrd. Euro. Auch der Rüstungslieferant Heckler & Koch feiert: Umsatzplus von 22 Prozent. Die Aussichten sind vielversprechend.(11)

 

Es wird größer werden das Elend der Ausgebeuteten:

 

Während die Erzeugerpreise 2022 mit 37,2 Prozent die größte Steigerung seit 1949 erfuhren, sanken die Reallöhne im ersten Quartal 2022 um 1,8 Prozent, im zweiten um 4,4 Prozent. Je niedriger das Einkommen, desto höher der Anteil an Ausgaben in den Bereichen, die am teuersten geworden sind. So trifft die Teuerung im Vergleich mit den einkommensstärksten Haushalten die einkommensschwächsten mit fünffacher Wucht. Aufgrund fehlender Ersparnisse führt dieser Niedergang viele Betroffene oft nonstop in die Armenspeisung. Das gilt hier bereits für zwei Millionen Menschen: Rekord!

Die privat geführten Almosen-Tafeln sind längst unabdingbare Stütze der Sozialsystemruine. Viele der 960 Tafeln müssen 2022 doppelt so viele versorgen, neue Bedürftige werden abgewiesen, selbst Grundnahrungsmittel werden rationiert. Unbezahlbare Energiepreise bedingen weiteren Verfall: Frauenhäuser, Kinderdörfer, Sozialberatungsstellen rechnen mit einer Verzehnfachung der Kosten.(12) In diesem Land, in dem die Kanonen blühen, steht für so was, steht für uns im Gegensatz zur Aufrüstung kein 100.000.000.000 Euro schweres Sondervermögen bereit.

 

 

Als der letzte Krieg vorüber war

 

Da wimmelte es in Westdeutschlands Kommandohöhen, in Politik, Wirtschaft und Militär von Nazis. Keiner der Verbrecher starb im Knast, sie lebten sorgenfrei in ihrer BRD. Sorgenfrei weitergemacht haben dort auch die Banken und Konzerne, in dessen Interesse die Nazis einst die Welt überfielen. Sie tragen noch dieselben Namen und brauchen damals wie heute keine Enteignung fürchten. Sie sind wieder wer, zählen zu den Größten der Welt, sind die Größten Europas und stecken den Kontinent ökonomisch in die Tasche. Gemessen an dem Umgang mit sich und ihresgleichen sind sie immer großzügig gewesen. 

Gemessen an ihrem Umgang mit den Schwächsten der Gesellschaft jedoch, den Heranwachsenden, den alleinerziehenden Frauen, den Migranten, den Arbeitslosen, all den Elenden, sind sie und ihre Regierung nur Scheusale. Sie kriegen die Leute nicht satt, nicht die Kinder, jedes fünfte lebt hier in Armut(13). Sie schaffen uns kein Dach über dem Kopf, keine warme Stube. Sie machen Wohnen zum Luxus und Angst vor Obdachlosigkeit und Altersarmut zum täglichen Begleiter. Sie lachen uns aus und fressen von der Torte, was den Tafeln in der Suppe fehlt. Sie teilen nicht mit uns, jedoch mit den Faschisten ihren Bundestag. Sie bekommen die Leute nicht gebildet. Corona war die Abrissbirne für ihr marodes Bildungssystem - in den Trümmern wird weiter „unterrichtet“. Sie können keinen Frieden bewahren, geschweige denn schaffen, nur unser nächstes Verderben vorbereiten und es durchführen. Dafür und für sie können wir täglich schlecht bezahlt ackern, sie aber können nichts (für uns tun). 

 

Was für ein Taugenichts, dieses System. So einen Nichtskönner hätte man einst, wie unsere Eltern und Großeltern sagen, vom Hof gejagt! Sie dürfen das sagen, denn damals nach ‘45 haben sie dieses System so gründlich vom Hof, aus der SBZ und DDR gejagt, dass es 40 Jahre brauchte, um zurückzukriechen. Unsere Eltern, Großeltern froren nicht für deutsche Konzerne und Banken, sondern legten in Ostdeutschland Feuer unter deren faule Ärsche: Mit der Enteignung von Siemens, Daimler, Deutsche Bank und all den anderen Kriegsgewinnlern und -verbrechern. Mit einer Bodenreform jagten sie die Junker vom Land, brachten das Dorf in die Moderne und Bildung in die Köpfe ehemaliger Mägde und Knechte. Mit einer Entnazifizierung, die den aktiven Faschisten im Osten genau einen Ausweg ließ: Flucht nach Westen.

So rissen unsere Väter, Mütter und ihre Väter und Mütter nicht nur dem deutschen Faschismus die Wurzeln aus, sondern all denen, die sie friedlos machten, am Weltkrieg schwer verdienten, das Ruder aus der Hand. Das alles fiel nicht vom Himmel. Es war der Bruch mit 100 Jahren Kaisern und Führern, denen man auf blutiger Spur hinterhergerannt war. 

 

Am 8. Mai 1945 war Schluss und Deutsche im Osten begannen zu denken und aufrecht gehen zu lernen. Ein quälender Prozess, lang, bitter – frei von Schuld war nach dem Weltkrieg niemand. Aber frei zu entscheiden, sich damit auseinanderzusetzen, war jeder. Viele gingen rüber, denn drüben blieb dem „guten Deutschen“ das erspart und lachte ihm ein „Wirtschaftswunder“. Gestern wie heute kommt von dort die Klage über zu wenig an Demokratie unter sowjetischer Besatzung. Zu wenig Freiheit des Einzelnen, sagt man und macht es sich einfach. Aber nichts war dort nach dem Weltkrieg einfach. Es war nicht die Zeit der Freiheit, es war die Zeit der Befreiung, die Ausgangsbedingungen mies, Fehler an der Tagesordnung. Gerade nach der vom Westen aufgezwungenen Spaltung war der Anfang unendlich schwer. Aber viele blieben, machten weiter, keine „Wunder“, aber die erste Revolution in deutschen Landen, die nicht wieder nur Versuch blieb, sondern eine antifaschistisch-demokratische Umwälzung wurde. Freilich die erste Revolution, der ein Gesetzestext zu Grunde lag, das Potsdamer Abkommen, das die Bestrafung der Kriegsverbrecher und die Entnazifizierung zum Gesetz erhob. 

 

 

Gegen den Krieg!

 

Auch die Eliminierung der faschistischen deutschen Armee, die Eliminierung des deutschen Militarismus mit all seinen Tentakeln war Kern des Potsdamer Abkommens. Im Westen war dies schnell nur Schall und Rauch und der noch fruchtbare Schoß gebar dort eine von Altnazis nach ihrer Fasson gestaltete Bundeswehr. Die DDR war anders und sie erhob zum Gesetz und machte es 40 Jahre zur Realität: Nieder mit dem deutschen Militarismus! 

All das stand in jedem DDR-Geschichtsbuch ab Klasse 7. Und noch was stand dort: Frieden ist besser als Krieg und Panzer und Raketen stehen am besten in Kasernen und verrosten, so wie in der DDR bis zu ihrem Ende. Es ging nicht um Pazifismus. Denen, die es gewagt hätten, wieder gen Osten zu ziehen, hätte Waffengewalt die Hände zerschlagen. Dies war die zentrale Lehre aus 1933 und 1945, alles war dem untergeordnet. Auch die Bewegungsfreiheit des Einzelnen in Richtung Westen. Die endete, wie die Bewegungsfreiheit der Siemens, Daimler, Deutsche Bank und ihrer Bundeswehr in Richtung Osten, an der Staatsgrenze der DDR. Eine Formel, die schwer in der Geschichte lastet. Die Auseinandersetzung damit und was heute in dieser BRD daraus geworden ist, stellt uns schwierige Fragen. 

Leichte Antworten auf alles und den Hass dazu sind dagegen heute überall im Angebot: AfD & Co. und der ganze rechte Rattenschwanz samt compact, apolut, rubikon usw., einmal rauf und runter von Querfront bis Querdenker. Ein Chor an Unfug und Hetze, viele im Osten stimmen mit ein, zu viele. Sie singen sich und uns was vom Pferd und bilden sich darauf was ein, anders und noch dümmer als die Regierung. Aber in einem ist man sich einig, ob bei Verschwörungs- oder Regierungserklärung: Ihm muss wieder geholfen werden, dem „deutschen Vaterland“. 

 

Doch was wir sind, was uns ausmacht – unsere Geschichte – passt in keinen Schwurbel-Telegram-Kanal und lügt keine ZDF-Doku hinfort. Ihr „Vaterland“ ist jenes, in dem die Freiheit derer herrscht, die uns verarmen und uns friedlos machen. Es ist die Freiheit des deutschen Militarismus, die einst von unseren Eltern und Großeltern durch eine revolutionäre Umwälzung im Osten mit der DDR beendet wurde, um dem Frieden die Freiheit zu geben. An diesem „Vaterland“ ist für uns nichts zu verteidigen. Wir frieren dafür nicht, wir gehen, stehen, und leben dafür nicht, wir verraten es und sagen, so wie unsere Eltern handelten: 

 

 

 

DEM  FRIEDEN  DIE  FREIHEIT, DEM KRIEG  EINE  MAUER   

NIEDER MIT DEM DEUTSCHEN MILITARISMUS !

 

(1) Telepolis: „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.“ , 13. Dezember 2002 (2) Merkur: „Vorbereitung auf Krieg an Nato-Ostflanke?“, Merkur, 20. November 2022 (3) Redaktionsnetzwerk Deutsch-land: „Baerbock über Sanktionspaket…“, 20. Februar 2022 (4) BR24 Redaktion: „Lambrecht: Deutschland muss auch militärisch führen“, 12. September 2022 (5) Zeit-Online: „Scholz: Radikaler Pazifismus ‚aus der Zeit gefallen‘“, 1. Mai 2022 (6) FAZ: „Strategiefachleute: Kein Spielraum für diplomatische Lösungen“, 13.Juli.2022 (7) Merkur: „Zur Abschreckung Russland…“, Merkur 17. Juni 2022 (8) Handelsblatt: „Putin ist Faschist…“, 8. Juni 2022 (9) FAZ: „Lüge und Wahrheit über Russland Vernichtungskrieg“, 23. Juni 2022 (10) Spiegel: „Eigentlich sollte man niemanden mit Hitler vergleichen…“, 4. Oktober 2022 (11) Quelle der Angaben im Absatz aus Konkret: „Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich“, Oktober 2022 (12) Quelle der Angaben im Absatz, ebenda (13) Zeit-Online: "Jedes fünfte Kind in Deutschland laut Bericht von Armut bedroht", 19. September 2022


 

Unentdecktes Land e.V. braucht Anhang!

 

Was wir vorhaben – Fortsetzung der Ausstellung Unentdecktes Land

Unser Verein hat eine große Ausstellung zur DDR, sie heißt wie der Verein: Unentdecktes Land!

Es geht ums Werden, um das Sein und die Zerstörung der Deutschen Demokratischen Republik und all die Folgen dieser Zerstörung. Viele Male stand die Ausstellung an verschiedenen Orten im Osten, mitten auf Straßen und öffentlichen Plätzen, bei den Leuten. Da gehört sie hin und da steht sie erfolgreich und wird von allen mit heißem Herz und kühlen Kopf gern gesehen und diskutiert. Eine Diskussion, die sehr nötig ist. So soll es nicht nur weitergehen, wir wollen mehr und längere Einsätze der Ausstellung. Dabei erzählt diese Ausstellung nicht nur die Geschichte der DDR, sondern immer auch zwangsläufig die Geschichte der BRD. Deshalb soll sie möglichst bald auch mal im Westen stehen. Für dies alles wird sie fit gemacht und erweitert. Denn das Wissen, das sie vermittelt, ist auch ein Schlüssel zum Verständnis der heutigen Verhältnisse und was man speziell in diesem Land dagegen tun kann und muss.

 

Probleme…

Jede Ausstellungsaktion ist ein Kraftakt. Dass wir regelmäßig bei Ämtern den öffentlichen Platz erstreiten müssen, ist nur ein Aspekt. Vor allem heißt jeder Tag Ausstellung viel Mühe und Kosten. Ein besonders großer Posten an Arbeit und Geld ist der Transport der Ausstellung. Jedes Mal muss vor und nach der Ausstellungsaktion die umfangreiche „Hardware“ aus einem Lager in Brandenburg ein- und hinterher wieder ausgeladen werden. Immer wieder geht dabei was kaputt und es ist schwer Ordnung zu halten, denn die eingesetzten Leihtransporter sind ungeeignet. Jede Stunde kosten sie viel Geld, auch wenn sie nicht gebraucht werden, z.B. wenn die Ausstellung über mehrere Tage im Einsatz ist. Das gleiche Theater dann nach jeder Aktion. So sind viel Kraft, Zeit und Geld weg, bevor es überhaupt losgeht. Das alles sorgt oft dafür, dass wir Aktionen absagen oder erst gar nicht ins Auge fassen, weil Aufwand und Kosten einfach zu hoch sind. Deswegen braucht die Ausstellung ein mobiles Zuhause:

Entscheidender Teil der Lösung: ein Anhänger!

Die Ausstellung braucht also ein mobiles Lager. Ein Anhänger, der uns gehört und immer dort ist, wo die Ausstellung sich gerade im Einsatz befindet. Und für den wir keiner Verleihfirma Geld in den Rachen schaufeln muss. Dieses mobile Lager im Hänger wird perfekt an die Ausstellung angepasst, alles hat dort seinen festen Platz, alles bleibt heile. Ausladen am Einsatzort und das Verladen zurück geht viel leichter von der Hand. Ein solches Lager wollen wir in einem Spezial-Hänger einrichten, den wir dann leicht mit einem PKW an den Einsatzort bringen. All die Mühen, Verlade- und Fahrzeiten vom und zum Lager in Brandburg entfallen, ebenso die Kosten für das Leihen der Transporter. Aber: So ein Anhänger wie auf dem Bild hier, kostet erstmal Geld. Aber dies ist eine langfristige und lohnende Investition und kein Loch ohne Boden! Deshalb bitten wir um eure Unterstützung! Die Hälfte ist schon zugesagt, den Rest schaffen wir mit eurer Hilfe auch!

 

Unentdecktes Land e.V. ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden für den Hänger sind also steuerabsetzungsfähig! Bitte Name, Adresse im Verwendungszweck angeben, so erhaltet ihr eine Spendenbescheinigung. Überweist eure Spende mit dem Vermerk „für Anhänger“ auf das folgende Konto:

Unentdecktes Land e.V. - IBAN: DE53 1005 0000 0190 4012 73 - BIC: BELADEBEXXX

 

www.unentdecktes-land.de


Redebeitrag der Kommunistischen Organisation (KO)

Gehalten am 8. Mai 2023 auf dem Alexanderplatz in Berlin im Zuge der gemeinsamen antifaschistischen Mahnwache „Nie wieder Krieg und Faschismus“ zum Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschismus. 

 

Die Rote Armee befreit Berlin

Auszüge aus “Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung“

 

Vom 04. bis 11. Februar 1945 tagte in Jalta die Krimkonferenz der »Großen Drei« der Antihitlerkoalition. Hier wurden die Grundsätze für eine europäische Nachkriegsordnung in Frieden und Sicherheit vereinbart. Die Vorschläge der Sowjetischen Delegation prägten wesentlich die Beschlüsse dieser Konferenz; sie trugen der geschichtlichen Erfahrung der Völker Rechnung, dass nach zwei vom deutschen Imperialismus entfesselten Kriegen feste und zuverlässige Grundlagen dafür geschaffen werden mussten, dass im Zentrum Europas niemals wieder ein Aggressionsherd entsteht, dass Frieden, Sicherheit und Demokratie dauerhaft geleistet werden. (…) Die Niederlage des faschistischen Deutschlands stand unmittelbar bevor.

 

Anfang April 1945 bereiteten sich die Truppen der Roten Armee an Oder und Neiße auf die Schlacht um Berlin vor.

 

Das Oberkommando der faschistischen Wehrmacht wollte die sowjetischen Truppen in einer Abwehrschlacht zermürben und erschöpfen. Von der Oder bis Berlin ließ es ein durchgehendes Stellungssystem errichten. Unmittelbar vor der Hauptstadt wurden drei Verteidigungszonen angelegt. In den Straßen Berlins entstanden massive Barrikaden, Panzersperren, Panzerfallen; Häuserfenster wurden in Schießscharten verwandelt. (…) Zweifler und Kriegsmüde wurden von Strafkommandos, Geheimer Feldpolizei und Wehrwolf-Hitlerjungen gnadenlos ermordet. (…) Am 16. April 1945, um 03:00 Uhr, begann die Offensive der sowjetischen Streitkräfte auf Berlin. Der stärkste Feuerschlag des Krieges eröffnete die Berliner Operation. Mit rund 2,5 Millionen Mann (…) griffen die sowjetischen Truppen das tiefgestaffelte, von etwa 1 Million Soldaten gedeckte faschistische Stellungssystem an. (…)

 

Nach vier Tagen härtester Kämpfe um die Seelower Höhen, die über 30.000 Sowjetsoldaten das Leben kosteten, eröffnete am 20.April weitreichende Artillerie das Feuer auf Berlin. Einen Tag später erreichten Spitzenverbände der 5. Stoßarmee unter General Oberst Nikolai Bersarin, aus Richtung Straußberg kommend, Berlin. Sie überwanden den äußeren Verteidigungsring bei Hohenschönhausen, Marzahn, Wuhlgarten und Kaulsdorf. Die nördlicher operierende 3. Stoßarmee befreite Zepernick, Buch, Buchholz, Karow, Blankenburg und Teile Weißensees.

 

Die intakt gebliebenen Zellen und Gruppen der Berliner Partei- und Widerstandsorganisationen mußten in diesen Tagen unter unsagbar schwierigen Bedingungen kämpfen. Berlin war zum Heerlager von SS-Formationen und sogenannten Eliteverbänden geworden. (…) Die Widerstandsaktionen der Kommunisten und ihrer Kampfgefährten waren darauf gerichtet, das Leben der Berliner Bevölkerung und die dafür erforderlichen Einrichtungen zu retten und den Vormarsch der Roten Armee zu unterstützen. (…)

 

In mehreren Stadtbezirken Berlins vernichteten bewaffnete antifaschistische Kampftrupps Munitionslager, Geschützstellungen und andere militärische Objekte der Faschisten; Antifaschisten beseitigten Sperren und Barrikaden, entwaffneten Volkssturm- und Wehrmachtsangehörige und verhinderten Sprengungen. (…)

In zahlreichen Straßen und Häusern, auf Plätzen, Brücken und Bahndämmen stießen die Sowjetsoldaten (..) auf fanatische faschistische Einheiten. (…) Dennoch rückten die sowjetischen Truppen in harten und opferreichen Straßenkämpfen vor.  (…)

Am 23.April war auch der größte Teil Pankows befreit, ebenso Köpenick, Adlershof und Karlshorst. (…) Die Front verlief am 23.April 1945 etwa auf der Linie Tegel, Humboldthain, Wollankstraße, S-Bahnhof Schönhauser Allee, Friedrichshain, S-Bahn-Ring ab Bahnhof Landsberger Allee bis Frankfurter Allee, Teltowkanal.

 

Am 24.April drangen die sowjetischen Truppen über Kremmen und Velten nach Nauen vor und näherten sich Berlin vom Westen. Tegel, Wittenau und Reinickendorf sowie Rudow wurden befreit. (…) Gekämpft wurde in Zehlendorf, Tempelhof und Neukölln. In Neukölln lösten Antifaschisten Einheiten des sogenannten Volkssturms auf. Aus Schöneweide stießen die sowjetischen Truppen nach Rummelsburg vor. Erbittert wurde zwischen Ostkreuz und Schlesischem Bahnhof gekämpft. (…)

 

Die sowjetischen Truppen der 1. Belorussischen und der 1. Ukrainischen Front vereinigten sich am 25.April bei Ketzin. Damit war der Ring um Berlin geschlossen. In der Stadt befreiten Sowjetsoldaten Altglienicke, Mariendorf, Lankwitz und drangen nach Treptow und Britz vor. (…) In der Innenstadt kämpften sich am 26.April die sowjetischen Stoßtrupps meterweise die Frankfurter Allee vorwärts. In den Morgenstunden gelang es, die Wohngegend um den Alexanderplatz zu befreien. Am Abend hatten die Truppen den U-Bahnhof Schillingstraße nahe dem Alexanderplatz erreicht. (…) Am 27. Und 28. April nahmen die sowjetischen Truppen die zentralen Gebiete der Stadt um den Alexanderplatz, die Flughägen Tempelhof und Gatow ein und befreiten Spandau, Teile von Schöneberg, Tempelhof und Kreuzberg. Immer geringer wurde der Abstand zum Regierungsviertel, das besonders hartnäckig verteidigt wurde. (…) Während Antifaschisten alles daransetzten, das Leid der Bevölkerung zu verkürzen, begingen die Faschisten noch bis zur letzten Minute ihrer Macht furchtbare Verbrechen. (…)

 

Der Schüler Werner Boldt aus Prenzlauer Berg schilderte, wie er die Befreiung erlebte:

 

»Am 22.April 1945 zogen vormittags um 11 Uhr die Russen über den Nordring in die Kopenhagener Straße ein. Wir saßen alle verängstigt im Keller, nur einige Hausbewohner standen in der Haustür und beobachteten das Geschehen. Drei russische Soldaten stellten Kopenhagener/ Ecke Rhinower Straße ein Pakgeschütz auf und winkten unseren Zivilisten zu. Dieselben hegten Misstrauen und wagten sich nicht gleich auf die Straße. Nachdem einige Zivilisten aus dem Haus gingen, liefen auch einige Mieter unseres Hauses den Russen entgegen. Die ersten Leute kehrten mit Brot, das sie von den russischen Soldaten bekommen hatten, ins Haus zurück. (…) Mein Vater sagte: >Solch eine Besatzung, welche den Zivilisten zuwinkt, habe ich im ganzen Weltkrieg nicht gesehen. < (..) Am nächsten Morgen bezog die SS ihre Stellung in der Gleimstraße. Während uns die Russen am Tage zuvor laufen ließen, hat die SS auf uns geschossen.«

 

Die sowjetischen Soldaten kamen nicht als Eroberer, sondern als Befreier.

 

Am 29. April umfasste Hitlers Machtbereich noch ganze 25 Quadratkilometer. (…) Am frühen Morgen des 30.April eröffneten Sturmgruppen der 3.Stoßarmee von drei Seiten her den Angriff auf den Reichstag. (…) Nun hielten faschistische Verbände nur noch den Tiergarten und das Regierungsviertel besetzt, wo sich Hitler und andere Naziführer durch Selbstmord der Verantwortung für ihre Verbrechen entzogen. (..) Am 02.Mai war der hartnäckige Widerstand des Gegners endgültig gebrochen. Am Nachmittag schwiegen die Waffen. Mit der Erstürmung der Reichskanzlei wurde die Befreiung Berlins abgeschlossen. (…)

Bei der Berliner Operation der Roten Armee hatten die drei sowjetischen Fronten 304.887 Tote und Verwundete zu beklagen. Kaum war Berlin befreit, traten Kommunisten, Sozialdemokraten und parteilose Antifaschisten aus der Illegalität hervor und begannen unter härtesten Bedingungen mit dem demokratischen Neuaufbau. (…) Der Aufbau der neuen demokratischen Verwaltung erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen Vertretern der sowjetischen Besatzungsmacht und deutschen Antifaschisten. (…)

Der Sieg der Roten Armee in der Schlacht um Berlin vollendete die Zerschlagung Hitlerdeutschlands und führte zu seiner bedingungslosen Kapitulation am 08.Mai in Berlin-Karlshorst.

 

 


 

Unentdecktes Land in Sicht auf dem UZ-Pressefest

 

Der Verein „Unentdecktes Land“ beteiligt sich mit einer Ausstellung zur Geschichte der DDR am UZ-Pressefest. Sie wird in der Linienstraße/Ecke Weydinger Straße im Rahmen des Leninplatzes zu sehen sein. Mit der Ausstellung hat sich der Verein vorgenommen, das Wissen um das Werden, Wachsen, Bestehen und Vergehen der DDR auf der Straße zur Diskussion stellen – und in Stellung zu bringen gegen das Alte. Für die Besucherinnen und Besucher des Pressefestes hat „Unentdecktes Land“ einen Gruß, geschrieben, damit sie wissen auf welchem Gelände sie sich am 27. und 28. August bewegen werden:

Da wäre eine Volksbühne, die einst tatsächlich einem Volk gehörte. In eisigen Nachkriegswintern lernte dieses Volk bei heißer Kohlsuppe aus sowjetischen Gulaschkanonen das Denken. So war es dann schlau genug, diesmal aus Fehlern zu lernen und die U-Bahn-Station an der Bühne nicht länger Horst-Wessel-, sondern wieder Rosa-Luxemburg-Platz zu nennen. So heißt sie heute immer noch. Gut so. Horst Wessel sollte auch das Haus gegenüber der Bühne heißen, 1000 Jahre lang, so hofften die Faschisten. Daraus wurde nichts, dank Anti-Hitler-Koalition und den Gewehrläufen der Roten Armee. Schon 1947 bekam der rechtmäßige Besitzer, die KPD, das Haus, und das Haus seinen rechtmäßigen Namen, Karl-Liebknecht, zurück. Hinkend aus Gefängnissen und Lagern der Nazis entronnen, nahm sich die Führung der KPD die Freiheit, eine antifaschistisch-demokratische Umwälzung ins Auge zu fassen. Aus Theorie wurde Praxis mit diesem Volk durch dieses Volk.

Am 8. Mai 1945 lag es fast in Trümmern, das Karl-Liebknecht-Haus, so wie ganz Deutschland, ganz Europa. Dieser 8. Mai, an dem der Krieg in Deutschland in dem Schutt endete, wo mal Berlin lag, wurde zum Sinnbild der Befreiung. Es waren von da an vor allem die jungen Leute, die nun anpackten, um aus den Ruinen aufzuerstehen, wie die Sonne am Morgen. Darum nahmen sich die Jungs und Mädels kurzerhand passend eine aufgehende Sonne zum Symbol und nannten sich FDJ. Hier wurde sie eine Macht, drüben wurde sie verboten. Wer Haltung zeigt und was zu sagen hat, der braucht eine Zeitung. So schrieben sich die FDJler und allen, die es wissen wollten, eine Zeitung namens junge Welt. Die wird immer noch gemacht, unweit von KL-Haus und Volksbühne auch am Rosa-Luxemburg-Platz.

Heute gehört dem Volk seine Volksbühne nicht mehr, es schaut lieber Netflix. Die U-Bahn-Station an der Bühne ist eine von Wenigen, die noch ihren revolutionären Namen trägt. Halb Ostberlin ist zurück- oder umbenannt. Horst Wessel traut man sich noch nicht …

Ja, so ist das mit dem Viereck – U-Bahn, Bühne, KL-Haus, junge Welt – das Schauplatz des UZ-Pressefestes 2022 sein wird. Viel Geschichte, viel Auf und Ab, Siege (zu wenige), Niederlagen (zu viele). Bedenkt dies, liebe Besucherinnen und Besucher und weit Angereiste, wenn ihr übern Luxemburg-Platz latscht. Sein Pflaster atmet Geschichte, auch wenn man einen ganzen Lügenberg draufgeschüttet hat.

Euer Unentdecktes Land e.V.

Skyline ohne Millionäre, Blick von den Ahrensfelder Bergen auf Ostberlin 

Kein weiterer, sondern ein vollkommen anderer Bildband zur DDR

 

Band Fünf des Forschungsprogramms „Entkoppelte Gesellschaft“*, der ostdeutschen Wissenschaftlerin Yana Milev liegt auf dem Tisch. Unzählige Fotografien, endlos Text, knapp 700 Seiten münden in 1,5 Kilogramm. Gravitation trifft Literatur. Milevs Buch und das ihrer Mitstreiter Philipp Beckert und Marcel Noack ist Gepäck. Bevor es aufschlagen ist, schlägt man sich mit Fragen rum: Was soll wissenschaftliche Betrachtung in einer Galerie von Fotos, jedes nur des Fotografen (Augen)blick jenseits des Ganzen? Und wer braucht nach „Die DDR in Farbe“ und „Die DDR Schwarz-Weiß“ und all den anderen tendenziösen Fotoalben der hiesigen Buchproduktion noch einen weiteren Bildband zur verschwundenen Republik? Genug der Rhetorik, natürlich geht der vorliegende Bildband einen anderen Weg. Jenen auf dem man sich unbeliebt und bei den richtigen Leuten beliebt macht, weil man sich mehr der Erkenntnis nähert als dem Zeitgeist.

 

Beginnend in „Aufbruch & Aufbau“, geht es weiter in ein „Über/Leben im Umbruch“ und endet unvermeidlich im „Neuland & Exil“. Auch wenn man in der Regel allein liest, wähnt man sich unentwegt in Gruppe, fast schon im Gedränge. Siebzehn Fotografen und noch mehr Wissenschaftler und Autoren geben mit Textessays, Analysen und Interviews ungeahnte Fruchtbarkeit in die Begegnung.

Die Herausgeber halten Wort, wenn sie versprechen das die Dominanz des theoretischen Diskurses abgelöst wird und seine Erweiterung um die Dimension der Visualisierung und des für sich stehenden Bildes erfährt. Tatsächlich, es ist kein wissenschaftlicher Band mit Bildteil und auch kein Bildband mit bemüht erklärendem wissenschaftlichem Nachwort.  Es ist eine Begegnung mit dem sich zu einer packenden Zusammenarbeit auflösenden Widerspruch zwischen individueller Erfahrung und wissenschaftlicher Analyse den die Herausgeber als Visuelle Soziologie bezeichnen.

Alle Fotografen kommen aus dem Osten, verbrachten dort den größten Teil ihres Lebens. Das Ossis was über den Osten zeigen/erzählen, ist leider noch Ausnahme, wie wir wissen, und sorgt deshalb für viel Freude und noch wichtiger: Glaubwürdigkeit.

Einige Fotografen erzählen von dem was sie tun, woher sie kommen und warum die DDR anders war, anders für jeden von ihnen auf eine andere Weise. So gleicht kein Bildkomplex dem anderen. Eben dies, diese Kontextualisierung hebt, wie Peter Weibel im Grußwort schreibt dieses Projekt von vornherein über das übliche Ausstellungsniveau.

 

Wenn die Fotografien eines Werktages in der Gießerei des VEB Maschinenbau Görlitz von Ralf Anders auf die Ausführungen des ehemaligen Direktors des Stahl- und Walzwerkes Brandenburg, Hans-Joachim Lauck treffen, wird dies erfahrbar.

Hier fächert er sich auf, der Widerspruch zwischen der körperlich schweren, schmutzigen Arbeit in den arbeitsintensiven Industriezweigen der DDR und der zukunftweisenden Grundausrichtung aller DDR-Industriekombinate als Multiplikator, Impulsgeber gesellschaftlichen Fortschritts. Dies fing an beim umfassenden Sozial- und Gesundheitswesen der Produktionsstätte und hörte beim Kombinat als Motor, Initiator unzähliger kultureller Angebote in Stadt und Land nicht auf. Das der geschaffene Mehrwert ohne Umweg eben nicht nur in das Wachstum der Wirtschaft, sondern in großen Teilen auch ohne Umweg in das Wachstum der Lebensqualität derer floss die den Mehrwert schufen, war Fundament der gesamten Wirtschaft der DDR, der wirklich maroden Bereiche aber auch der modernen und hochproduktiven. Es bleibt nicht nur das Bild der grauen Werkhalle und der schmutzigen Knochenarbeit in der Gießerei und es bleibt nicht nur der Text über die gesellschaftliche Verantwortung des Stahlwerkes Brandenburg und letztlich auch des Maschinenbaukombinates Görlitz, es bleibt ein Gesamtbild, das das Hirn in Bewegung setzt.

Gerade der Aspekt des scheinbar schroffen Gegenübers von Industrieproduktion und Kultur, macht aufgegriffen durch die Fotografien aus Gesprächen mit dem Komponisten Paul Dessau klar, wie sich Beides bedingte. Was der große Dessau zur Achtung der Arbeit und zum Wirken seiner kulturellen Tätigkeit mit (s)einer Werksbrigade im Interview erzählt ist aufschlussreich. Es will nicht recht passen zum abschätzigen Getöse, wenn es in heutigen Leitmedien um die Kulturarbeit der DDR in den Betrieben geht. Auf den Bildern sieht Dessau in das von ihm dirigierte Orchester genauso konzentriert und fokussiert wie in das Gesicht seines Gesprächspartners in schwere Arbeitskleidung bei einem Betriebsbesuch.

 

Paul Dessau erlebte die Annexion der DDR nicht mehr, er starb 1979. Evelyn Richter, die Fotografin, die ihn begleitete wirkte jedoch in zwei Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen. Im Schock mit dem Wegbrechen des Alten, das in Hass und Liebe Teil des Selbst geworden war, den Einmarsch des „Neuen“ zu erleben ist nicht nur Erfahrung der Industriearbeiter der DDR gewesen.

Auch diejenigen die in der DDR mit dem Fotoapparat ihrer Arbeit nachgingen mussten dies verarbeiten, auch wenn sie nicht, wie so viele Arbeiter in den letzten Werktagen vor der Arbeitslosigkeit ihre ehemals eigenen und nun geschlossenen Arbeitsstätten selbst abrissen. Der Bruch im Lebenslauf zeigt sich in ihren Bildern die diesen Abriss begleiteten. Nur der außenstehende Fotograf konnte sie so erfassen. Aus dem Ort der Nähe wurden ein Ort befremdlicher Entfernung berichtet der Fotograf Christian Borchert über sein Dresden in einem Interview anlässlich seiner Foto-Zeitreise „Bilder einer Stadt. Dresden 1954-1995“.

Die intensive Beschäftigung der Herausgeber mit den Fotografen entspricht der intensiven Beschäftigung mit den geschichtlichen Abläufen von SBZ bis Anschluss – die Einführung in die zeithistorischen Phasen der DDR die das Buch strukturieren bieten auf knapp 20 Seiten nicht weniger als eine auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung dessen was man zur Geschichte der DDR und ihrer Annexion durch die BRD heute mindestens wissen muss, gerade heute wissen muss. Der Herausgebertext kann als Substrat von Milevs Monografien Anschluss, Umbau, Exil gelesen werden und gehört in die politische Bildung der Gegenwart, in den Schulunterricht und auf die Portale der einschlägigen zeithistorischen Institute.

 

Das aber Fakten und Zahlenmaterial gerade über den Anschluss der DDR nicht in der Lage sind die Andersartigkeit der DDR und ihre Zerstörung allumfänglich zu erfassen führt der Vergleich zweier Fotoserien über das Schicksal zweiter Neubaugebiete im wahrsten Sinne vor Augen. Der Blick ins Leipziger Grünau, zusammengestellt in Harald Kirschners „Abenteuer Platte“ zeigt wie die Bilder Jens Rötzschs in „Planstadt-Rückbau“ ein Bauvorhaben inmitten von Beton und hohe Plattenbauten. Doch während es bei Kirschner um den Aufbau eines der größten Plattenbausiedlungen der DDR geht, begleitet Rötzschs Abrissarbeiten im Marzahn nach dem Anschluss. Allein hier wurden 3.500 Wohnungen komplett ausradiert. Was den Kindern auf den Fotografien Kirschners der Abenteuerspielplatz Großbaustelle ist, endet 2004 in menschenleeren Abrisshalden, in denen nur die Tapeten an den demontierten Wohneinheiten daran erinnern das hier einst Menschen lebten. Ein Abriss der nicht nur ein Akt der kompletten Zerstörung ist, sondern der heute in den übrig gebliebenen Neubaugebieten im Osten als Folge eines Abrisses der vormals ausgewogenen Sozialstruktur der Bewohner verheerend wirkt in Richtung Ghettoisierung derer, die die Mittelschicht in den schnieken Innenstädten nicht sehen möchte. Dieser Abriss machte in den Jahrzehnten nach dem Anschluss die Plattenbausiedlungen der DDR zu dem was sie bis dato niemals und im Westen schon immer waren: soziale Brennpunkte.

Ebenfalls dem Abriss erliegt seit 1990 die Erinnerungskultur. Die Fotos von Philipp Beckert zeigen virtuelle Szenarien der Befreiung Berlins über die Oderbruchwiesen, über Bernau in die Stadtmitte hinein, bis hin zur Stätte des antifaschistischen Widerstands, seit dem 8. Mai 1949 das Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park. Ein brandaktueller Bezug, gerade heute, wo regierende Polittrends, die Milev normativen Populismus nennt, historische Tatbestände ins ewige Dunkel zu verbannen trachten und erneut Panzer gen Moskau schicken.

 

Thematiken dieses Buches, kurz angerissen. So viel und noch viel mehr bietet „Zeugnisse“ der fünfte Band der „Entkoppelten Gesellschaft“ dem wohl derzeit spannendsten Forschungsprojekt zur Annexion der DDR auf dessen Fortsetzung man gespannt sein darf und muss.

 

Yana Milev, Philipp Beckert, Marcel Noack (Hrsg.), Entkoppelte Gesellschaft – Ostdeutschland seit 1989/90, Band 5: Zeugnisse/Fotografie, Peter Lang, 2021.

 

*Titel des Forschungsprogramms: „Entkoppelte Gesellschaft. Liberalisierung und Widerstand in Ostdeutschland seit 1989/90. Ein soziologisches Laboratorium“. Start: Januar 2017. Laufzeit 5 Jahre, URL: www.entkoppelte-gesellschaft.org

 

Titel der Schriftenreihe: „Entkoppelte Gesellschaft – Ostdeutschland seit 1989/90: Bd.1: Anschluss, Bd.2: Umbau, Bd.3: Exil, Bd.4: Tatbestände, Bd.5: Zeugnisse/Fotografie, Bd.6: Zeugnisse/Film, Bd.7: Szenen, Bd.8: Räume, Bd.9: Welche Zukunft?“; Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Berlin, URL: https://www.peterlang.com/search?searchstring=Yana+Milev

 

 

 

 

Der deutsche Staat verbietet den 8. Mai   

 

8. Mai 2022, Transparentaktion von Unentdecktes Land e.V. am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Tiergarten. 20 Minuten nach dem Entfalten des Transparentes wird die angemeldete, genehmigte und den rigiden Auflagen entsprechend durchgeführte Aktion ohne Begründung verboten. Vorher werden vor Ort die Auflagen massiv ausgeweitet. So wird nun neben der Fahne der Sowjetunion auch die Arbeiterfahne unter Strafe gestellt, zielgerichtet gegen die Mahnwache des Vereins. Damit wird wohl erstmals seit 1945 in der BRD das Tragen von roten Fahnen verboten.

Alle weiteren Aktivitäten am Ehrenmal, so sie denn das mahnende Gedenken und den Dank an die Befreiung vom deutschen Faschismus verhindern und stören wollen, bleiben hingegen von der Polizei unangetastet. Später wird auch versucht, das Logo des Vereins Unentdecktes Land e.V. zu verbieten. Die Begründung der Polizei: „In dem Logo ist eine Sichel zu erkennen…“.  

 

 

Heraus zum 77. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus

 

AUFRUF 

Mahnwache vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten am 8. Mai 2022

 

„Zeitenwende“

Wir alle ahnen es, wissen es: Dieser 8.Mai wird ein vollkommen anderer sein als die Jahre zuvor. Zahlreiche Ehrenmale, die an die Befreiung vom deutschen Faschismus erinnern, sind in den letzten Wochen angegriffen und geschändet worden. Von staatlicher Seite wurden Gedenkfeier abgesagt und man schreckte auch nicht davor zurück, den Angehörigen der in Buchenwald ermordeten Sowjetsoldaten die Einreise zur Gedenkfeier zu verbieten.

Begleitet wird dieses Drama von einem Erstarken jener Kräfte, die emsig an der Verharmlosung der Verbrechen des deutschen Faschismus wirken. Vergleiche von Russland mit Nazideutschland mehren sich, Vergleiche der Geschehnisse in der Ukraine mit den Ereignissen im Zuge des Holocaust sind längst kein Tabu mehr für Tagesschau & Co. Die von den Medien und der Regierung in Gang gesetzte Russophobie hat ungeahnte Höhen erreicht, ob Sport oder Kultur – alles wird zur Bühne, um Russen auszugrenzen, zu schädigen, zu erpressen.

Es ist auch der Staat BRD, der in Berlin für den 8. Mai das Zeigen der Fahne der Sowjetunion unter Strafe stellt sowie das Gedenken an die Befreiung durch eine Absperrung der sowjetischen Ehrenmale bewusst massiv einschränkt. Diese Maßnahmen, hier in diesem Land, aus dessen Geschichte offenbar nicht viel gelernt wurde. Maßnahmen entgegen dem Staat, der den größten Blutzoll des 2. Weltkrieges trug, die meisten Opfer für die Befreiung auch Deutschlands gegeben hat. Wir nennen dies eine Schande und Widerwärtigkeit, die aufzeigt, was hier an Geschichtsumschreibung schon wieder möglich ist. Der Applaus eines jeden Nazis und Faschisten in diesem Land ist den staatlichen Behörden damit gewiss.

 

Dank Euch Soldaten der Anti-Hitler-Koalition

Vor allem ist dies alles eine Bühne für das Vergessen machen der deutschen Geschichte, in dessen Niederungen die zerschundenen Leiber von mehr als 25 Millionen ermordeter Sowjetbürger begraben liegen, Ukrainer, Belarussen, Russen, jede Republik der UdSSR hatte unzählige Opfer zu beklagen. Diese Menschen gaben ihr Leben für den Kampf der Anti-Hitler-Koalition zur Befreiung der Welt vom deutschen Faschismus. Nicht zuletzt für den Kampf zu Befreiung Deutschlands. In der DDR war diese Anschauung Staatsdoktrin und verinnerlichtes Bewusstsein wohl der meisten ihrer Bürger, der 8. Mai war Staatsfeiertag. In der BRD hingegen war es schon immer und ist es vor allem heute ein schwierig Ding, mit dem Danke sagen. Denn der 8. Mai ist auch ein Tag der Mahnung vor dem Krieg vom Boden Deutschlands aus  - seiner Verbrechen, die bis jetzt schwersten und systematischsten Verbrechen, die der Mensch dem Menschen je angetan hat.

 

Nieder mit der Bundeswehr und ihren Auftraggebern

Man möchte hier diese Mahnung klein reden, davon ablenken, die „Hitlers“ überall auf der Welt anklagen, nur nicht im eigenen Land. Wie sollte dies auch gehen, sind es doch Hitlers Personal und Geldgeber gewesen, die die BRD aufbauten, die wichtigsten Posten in Staatsapparat, Justiz, Verwaltung und vor allem Militär besetzten. Von dieser Geschichte will man sich nur zu gern abkoppeln. Denn nur ein „normales“ Deutschland, befreit von besagter deutscher Geschichte, kann wieder mitmischen in den Kriegen, die seit dem Ende des Warschauer Vertrages wieder zum alltäglichen Hintergrundgeräusch geworden sind. Diese Kriegszeit hat nicht gestern angefangen, auch nicht im Februar 2022. Der Frieden seit 1945 endete in Europa spätestens im März 1999 mit dem ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Jugoslawien. Mit diesem Krieg rechtfertigte man den Umbau der Bundeswehr zur weltweit agierenden Hightech-Interventionsarmee. Eine Armee, gebraucht von ihren Auftraggebern für die „Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“.

Es ist wieder Krieg in Europa, diesmal muss er als Rechtfertigung herhalten für das größte Aufrüstungsprogramm des deutschen Militarismus seit 1945. Es geht dabei nicht nur um 100 Mrd. Sofort-Zahlung. Unverhohlen wird diese Aufrüstung mit einer Bedrohung begründet, die uns mal wieder aus dem Osten heimsuchen soll.

Spätestens mit der Auslieferung schwerer Waffensysteme ins Krisengebiet Ukraine liegt offen zutage, dass es den Auftraggebern der Bundeswehr nicht um die Beendigung des Krieges geht, sondern darum, einen Krieg gegen Russland zu gewinnen, um jeden Preis, auch um den Preis von noch mehr Opfern des Krieges in der Ukraine. Diese Tatsache deckt auch kein heuchlerisches Geschrei von „Frieden“ und Anteilnahme zu, nicht mal die bundesdeutsche Doppelmoral, die so groß scheint wie der Mond. Wir stehen noch wie gelähmt vor dieser Entwicklung, die sich im Wochentakt abspielt und sind entsetzt über Umfang und Geschwindigkeit.

 

Jedes Jahr sollte an die Befreiung vom deutschen Faschismus erinnert werden

Im Jahr 2015 unternahm Unentdecktes Land e.V. anlässlich des Tages der Befreiung vor der Neuen Wache in Berlin, dem ehemaligen zentralen Mahnmal in der DDR für die Opfer des Faschismus und Militarismus, eine Mahnwache mit einem großen Transparent vor. Über dieses Transparent haben wir seinerzeit gut nachgedacht und für seine Herstellung entschieden, dass der Dank an die Befreier in diesem Staat mit seiner Geschichte nur in Verbindung mit der Kampfansage gegen den deutschen Militarismus und diejenigen stattfinden kann, die ihn gegen uns und anderen Völker in Bewegung setzten.

Mit der Bundeswehr steht eine deutsche Armee weltweit in Kriegsgebieten, die in Westdeutschland schon kurz nach dem Krieg vom Führungspersonal der faschistischen Wehrmacht aufgebaut wurde. Es waren noch nicht die Trümmer des letzten Weltkrieges beräumt, da schrien diese ehemaligen Wehrmachtsgeneräle nach Rache, den ehemaligen Ostgebieten und vor allem – atomarer Bewaffnung.

Die Bundeswehr ist der wohl prägnanteste Bruch des Potsdamer Abkommens. Es gilt, diesen rückgängig zu machen. Es kann nicht darum gehen, naiv zu fordern, dass die Bundeswehr etwas sein soll, was sie nie war und wofür sie nie zusammengeschoben wurde, eine Verteidigungsarmee. Wir entschieden uns deshalb für die Transparent-Inschrift:

 

DANK EUCH SOLDATEN DER ANTI-HITLER-KOALITION –
NIEDER MIT DER BUNDESWEHR UND IHREN AUFTRAGGEBERN

 

Es ist am 8. Mai 2022 mehr als bisher von Nöten, an die Befreiung zu erinnern - gegen die Kräfte, die sie vergessen machen wollen. Mehr als bisher müssen wir uns schützend vor die Gedenkstätten und Ehrenmale stellen, sie sind in Gefahr. Vor allem aber gilt es mehr als bisher, dem deutschen Militarismus entgegenzutreten. Mehr als bisher gehört unser Transparent von 2015 auch am 8. Mai 2022 wieder auf die Straße.

 

Unentdecktes Land e.V. 


 

Protest vor Museum / Gegen ParteinahmeArtikel jungeWelt

 

Mit Geschichtsrevisionismus gibt es keine Solidarität!

 

Aus Anlass der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Ukraine und Russland legt die Leitung des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst Hand an das Gedenken an die Befreiung vom deutschen Faschismus durch die Rote Armee.

 

In einem Akt anmaßender Geschichtslosigkeit wurde erst der Schriftzug “Deutsch-Russisches” unkenntlich gemacht, was erst von Außenstehenden korrigiert wurde. Dann zog die Museumsleitung die Fahnen der Republik Belarus und der Russischen Föderation ein. Begründet werden diese Maßnahmen  mit einer „Solidarität zur Ukraine“.

 

Wir meinen, es kann keine Solidarität mit Geschichtsrevisionismus geben. Niemandem, schon gar keinem deutschen Museum, steht es zu, in das Gedenken an den Kampf der Sowjetunion, dem maßgeblichem Teil der Antihitlerkoalition, selektierend einzugreifen. 

 

Von 1941 bis 1944 ermordeten Wehrmacht und SS 1,7 Millionen belorussische Einwohner und zerstörten dort fast jede Stadt und unzählige Dörfer. Neben der Ukraine und Belarus war Russland einer der Hauptschauplätze des 2. Weltkrieges. Auch dort ließen Millionen ihr Leben im deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, auch dort sorgten die deutschen Faschisten für beispiellose Zerstörung. 

 

Im Gebäude des heutigen Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst wurde am 9. Mai 1945 die ratifizierende Urkunde der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet. Auf dieser Grundlage eröffnete die Deutsche Demokratische Republik hier 1967 das Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschlands im Großen Vaterländischen Krieg. Seitdem ist es ein wichtiger Erinnerungsort, ein wichtiges Ehrenmal für den Kampf ALLER Soldaten und Bürger der Sowjetunion gegen den deutschen Faschismus. 

 

Wir sagen:

 

Hände weg vom Gedenken an die Befreier!

 

 



Flugblatt erstmalig verteilt auf der Berliner UNTEILBAR-DEMO, 4. September 2021

 

Faschisten im Knast und nicht im Parlament

 

Kurz nach Kriegsende, am 14. Juli 1945, begründete ein bis dahin in Deutschland noch nicht gesehenes Konzept eine antifaschistisch - demokratische Umwälzung im Osten. Ein Konzept mit langem Namen: „Block der antifaschistischen demokratischen Parteien“.  Dieser Block, die 4 großen Volksparteien SPD, KPD, CDU und LDP waren sich selten grün. Doch eines bedurfte nie großer Diskussion: Die konsequente Umsetzung des Potsdamer Abkommens. Dies besagt u.a.:

 

Die NSDAP, ihre Gliederungen und Unterorganisationen sind zu vernichten; alle Nazi-Ämter sind aufzulösen, Sicherheiten sind zu schaffen, dass sie in keiner Form wieder auferstehen; jeder nazistischen Betätigung und Propaganda ist vorzubeugen.

 

Leicht gesagt, schwergetan. Papier ist noch keine Praxis, aber wurde es. Von Stund an waren faschistische, nazistische, rassistische, revanchistische Parteien, Gruppen, Grüppchen samt ihrer Propaganda verboten. Ihre Gründung oder Wiederzulassung war im Osten ausgeschlossen.

Die nächsten 45 Jahre hatte dies dort Bestand, war unantastbar und verfassungsrechtlich verankert. 1948 wuchs der Block und sein Name nochmal. Die Aufnahme von Frauen-, Jugend-, Gewerkschafts- und Antifa-Organisationen machten ihn zum „Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien und Massenvereinigungen“ und später zur Grundlage der Volkskammer, dem Parlament der DDR.

 

Eure Freiheit ja, unsere Freiheit nein

Dagegen 1949 in der BRD: Bei der ersten Bundestagswahl war für Frauen-, Jugend-, Gewerkschafts- und Antifa-Organisationen kein Parlamentsplatz reserviert. Dafür bekam die „Deutsche Partei“ 17 Sitze, nur eine unter den unzähligen rechten Organisationen, die in nur vier Nachkriegsjahren im Westen neu gegründet oder wieder zugelassen wurden. Tausende Altnazis und deren Ziehkinder stimmten in den bundesdeutschen Regierungen, Gerichten, Verwaltungen, Schulen, Universitäten, Polizeiwachen, in der Bundeswehr ein „Deutschland über alles…“ an.

Die nächsten 40 Jahre veränderten die deutschen Staaten. Seine Kinderstube jedoch konnte keiner der beiden leugnen. Die übrig gebliebene BRD bis heute nicht. Ihre Demokratie, wir alle, besonders all jene, die nicht ins menschenverachtende Weltbild der Rechten passen, müssen (sie) nach wie vor aushalten:

All die unzähligen faschistischen, nazistischen, rassistischen Parteien, Gruppen und Grüppchen, ihre Morde, Terroranschläge, Hetze in Reden, Zeitungen, Büchern, Konzerten usw.  Sie genießen die Freiheit der Meinung und bestimmen mit. Ein Hohn für die uns von den Völkern der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg gegebene Aufgabe, aus diesem Krieg die Lehre zu ziehen, ein Hohn für das Potsdamer Abkommen.

 

Heute grübeln wir nur noch

Meinungsfreiheit und Mitbestimmung. Mit diesen Schlagworten ging hier 1990 ein Land in den Westen und in den Geltungsbereich bundesdeutscher Demokratie. Über 200 Menschen in West und Ost sind seitdem durch Faschisten ermordet worden, unzählige wurden verletzt. Für sie und viele andere wurde und wird „Meinungsfreiheit & Mitbestimmung“ zur Freiheit der Barbarei.

Wenigstens das lässt zweifeln an jener übrig gebliebenen bundesdeutschen Demokratie. Dass im Parlament für Mitbestimmung von Frauen-, Jugend-, Gewerkschafts- und Antifa-Organisationen kein Platz ist, jedoch für Faschisten, hinterlässt Skepsis. Vielleicht jene „vertiefte Grundskepsis… gegenüber Politik und Demokratie“, die unlängst der „Ostbeauftragte der Bundesregierung“ den Ostdeutschen attestierte.

 

 

Angesichts diesem Heute hier, das Faschismus aushalten muss, scheint etwas Neues, Anderes fern. Aber mit Grübeln fängt es immer an.

 


April 2021: Elb-Brücke bei Torgau

Niemand hat die Absicht ein Transparent zu errichten. Wir schon!

Dank Euch, Soldaten der Anti-Hitler-Koalition – Nieder mit der Bundeswehr und ihren Auftraggebern.

Am 24. April 1945 trafen an der Elbe bei Torgau zwei Hauptakteure der Anti-Hitler-Koalition zum Schulterschluss gegen den deutschen Faschismus zusammen: die Armee der Vereinigten Staaten von Amerika und die Rote Armee der Sowjetunion. Damit war die militärische Niederlage Nazideutschlands besiegelt.
Die zivilisierte Welt schlug vereint im Namen der Freiheit und des Lebens den deutschen Faschismus nieder. Eine Befreiung! Dank Euch, Soldaten der Anti-Hitler-Koalition!

Die BRD jedoch hat an diesem 24. April nichts zu gedenken, niemandem zu danken. Eine von Nazi-Generälen aufgebaute und heute von ihren Zöglingen geführte Bundeswehr führt wieder Krieg. Ihre Auftraggeber sind dieselben: die Siemens, Daimler, Deutsche Bank & Co.

Wer, wie das antifaschistische Gedenken der DDR, an die Befreier erinnert, der Opfer gedenkt und die Täter beim Namen nennt, stellt sich den deutschen Kriegsplänen entgegen.
Es geht um das Erfüllen eines Auftrags, der uns von den so wenigen Überlebenden aufgetragen wurde: Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus! Erinnern heißt Kämpfen. Die Geschichte der BRD und ihrer Bundeswehr zeigt, dass beides nicht zu trennen ist.

 

Dank Euch Soldaten der Anti-Hitler-Koalition – Nieder mit der Bundeswehr und ihren Auftraggebern!

 

Symbolisches Treffen am 27. April 1945 zwischen William Robertson und Alexander Silwaschko nahe Torgau
Symbolisches Treffen am 27. April 1945 zwischen William Robertson und Alexander Silwaschko nahe Torgau

Aufruf: Euer Land, euer Leben, eure Bilder

Unentdecktes Land geht es um den Blick der Ostdeutschen auf ihre Geschichte und das eben nicht über Kimme und Korn, sondern abseits der offiziellen Geschichtsschreibung die zum größten Teil andere von woanders über uns erzählen.

 

Ganz zuerst gehört unsere Geschichte uns und sie gehört in Stellung gebracht gegen Rassismus, Faschismus, Krieg und soziale Not. All das wogegen die Deutsche Demokratische Republik gegründet werden musste. Wir bringen das Thema DDR auf die Straße zu Euch, zu uns selbst. Zu den Leuten im Osten, zu den Leuten die in der DDR lebten, dort an jedem Ort Geschichte schrieben. Zu den Leuten die dieses Land aufbauten, zusammen ums Bessere gerungen haben mit Begeisterung, Freude, Streit und Zorn. Aber auch zu denen die vielleicht die DDR enttäuscht verließen oder dort nur ihre Kindheit verbrachten. Wir bringen sie zu denen, die nach ihr geboren wurden, sie nur noch vom Hörensagen ihrer Eltern und Großeltern kennen lernen. Dorthin bringen wir Vorträge und Ausstellungen und Aktionen, unser Wissen, unser Unwissen und die Neugier, mehr zu erfahren.

 

Fester Bestandteil unserer Arbeit ist nicht nur das geschriebene und das gesprochene Wort, sondern auch Bilder die von dem Leben in der anderen deutschen Republik berichten. Bilder vom Leben und der Arbeit der Menschen die dort wirkten in Stadt und Land, Bilder von der Kunst der DDR, ihren Bauten und Baustellen – vom Alltag. Es gibt Millionen dieser Bilder, doch heute wird an ihnen verdient und jeder der mit diesen Bildern arbeiten möchte, muss sie sich leisten können. Sie sind eine Ware geworden, so wie alles andere eine Ware geworden ist.

 

Wir haben selten die Mittel, um diese Ware zu bezahlen. Deswegen geht dieser Aufruf an Euch da draußen: sendet uns bitte Bilder, die ihr selber aufgenommen habt, denn auf diese habt ihr die Rechte. Klappt die alten Alben auf und schickt uns für unsere Arbeit Bilder aus dem Unentdeckten Land DDR.

 

 

Klickt hier um Kontakt zu uns aufzunehmen


katalog zur ausstellung "unentdecktes land"

Der gedruckte Katalog zur Ausstellung "Unentdecktes Land" kann über unser

Kontaktformular oder via Mail an info@unentdecktes-land.org gegen Spende bestellt werden.


OSSIS GEGEN RECHTS

Eure Geheimdienste bewaffnen die Nazis und eure Medien AfD & Co! Eure Regierung schiebt ab in den Tod: nach Afghanistan und ins Mittelmeer, täglich. Wir wissen, wo noch jede Altnazisau mit fetter Rente in Kanzleramt & Bundeswehr alt werden durfte: Bei euch! Wir wissen, wer die Antifaschisten, die wir in der DDR geehrt haben, von unseren Straßenschildern strich und aus unseren Geschichtsbüchern jagte: ihr! So kämpft ihr gegen links und schließt nach rechts die Augen, schon viel zu lang. Und ihr aus eurem braunen Mustopf BRD gebt uns die Schuld an den Faschisten in eurem Parlament? Ihr nennt uns Nazis? Ihr könnt und wollt die Faschisten, all die NPD, AfD, CSU ... nicht verbieten, denn euer Staat ist so anders als der, den ihr uns ausreden wollt.

 

Wir wissen, wer wir sind: OSSIS gegen Rechts!

 

Unentdecktes Land e.V.

 

 

Download

 Buttons bestellen unter: info@unentdecktes-land.org